Vorbilder auf Putz

Römische Antike

3. Jh. v. Chr.–4. Jh. n. Chr.

Römische Kunst: Helden aus einer anderen Welt

In den vorchristlichen Jahrhunderten unterwerfen die Römer die Etrusker und vereinnahmen deren hellenistisch geprägte Kultur, um sich darin selbst neu zu erfinden. Das Kunsthandwerk blüht immer weiter auf und mit ihm die bildende Kunst. Noch heute zeugen Pompeji und Herculaneum mit ihren mächtigen Säulen und Statuen, ihren prachtvollen Mosaiken und Fresken von dem kulturellen Wohlstand des wachsenden Reichs. Der kulturelle Einfluss ihrer orientalischen Nachbarn, aber vor allem der Griechen, lässt sich am Baustil und in der Malerei der Römer deutlich erkennen. Dabei wurden nicht nur Techniken kopiert, sondern auch mancher Inhalt: Achilleus, Dionysos, Amor – nur einige der Götter und Helden, die ihre Vorbilder in der griechischen Mythologie finden.
Beltracchi malt das Gesicht des Kentauren

Wolfgang Beltracchi malt das Gesicht des Kentauren Chiron in den nassen Putz. Es entsteht ein Fresko in der Handschrift des 2. Jh. n. Chr.

Vorbilder werden Bilder

Achill, der furchtlose Halbgott, präsentiert seinem Lehrer, dem gerechten Kentauren Chiron, seine Jagdbeute. Der wiederum reicht dem Zögling einen Apfel als Symbol der Unsterblichkeit: »… und schon zeigt der Knabe Trotz und leidenschaftliche Wildheit an der Stirn, sänftigt diesen Ausdruck aber durch seinen treuherzigen Blick und eine sehr freundliche, zu sanftem Lachen bereite Wange.« So beschreibt Philostrat der Ältere ein Gemälde in seinen berühmten »Eikónes«. Sie sind die ersten bekannten Bildbeschreibungen, wenn auch von Gemälden, die vielleicht nur als Fiktion existierten, um philosophische Lehren zu vermitteln.

Philostrat erzählt, wie er einen wohlhabenden Freund nahe Neapel besucht und mit dessen Sohn durch die Gemäldegalerie entlang an 65 mythologischen Motiven streift. Dabei interpretiert er den nach dem rauschenden Fest ermüdeten Komos, Poseidon mit dem Dreizack oder Apollon, schreckerstarrt nach seinem fatalen Diskuswurf. Indem Wolfgang Beltracchi die Erziehung des Achill malerisch umsetzt, kehrt er die Geschichte um und macht aus der Erzählung ein Bild. In der Handschrift antiker Freskenmaler veranschaulicht er die Lehr- und Vorbildfunktion der Mythologie, die uns bis heute präsent ist. Wir erkennen, dass bereits die antike Malerei in der Tradition eines kulturellen Erbes stand.

Beltracchi im Atelier

Das Fresko braucht einen Malgrund. Eine Trockenbauplatte wird mit Haftgrund bestrichen und darauf werden Kalkmörtelschichten aufgetragen.

Studie von Wolfgang Beltracchi

In einer Studie zeichnet Wolfgang Beltracchi in Abschnitten den jungen Achill vor. Er verleiht ihm als Zögling symbolträchtig die Züge von Commodus, dem Sohn von Marc Aurel. Der Philosophenkaiser steht für ein tugendhaftes Leben und legte größten Wert auf eine entsprechende Erziehung seines Filius.

Auf den Putz aufgetragen ist bereits die Unterzeichnung der dargestellten Szene: Achill mit seiner Beute und sein Lehrer, der halb als Pferd, halb als Mensch dargestellte Kentaur Chiron.

Beltracchi bei der Arbeit

Jetzt muss es schnell gehen: Beltracchi arbeitet in der antiken Fresco-Buono-Technik. Dabei muss der Putz bis zum letzten Pinselstrich feucht sein. Innerhalb weniger Stunden malt der Künstler das Bild mit in Kalksteinwasser gebundenen Pigmenten auf den frischen Belag.

Römische Kunst

Im alten Rom erlebte die Wandmalerei eine Blütezeit und der Beruf des Künstlers war entsprechend angesehen. Doch die Namen römisch-antiker Maler sind uns kaum überliefert, da sie ihre Arbeiten nicht signierten.

1. Von Kunst bis Werbung

Im alten Rom ist die Malerei sowohl für profane als auch sakrale Darstellungen und zur Dekoration höchst beliebt. Während die Abbildungen mythologischer Szenen in den Wohngebäuden der finanzstarken Gesellschaft anspruchsvolle Techniken aufweisen, fallen die zu Werbezwecken angefertigten Zeichnungen eher schlicht aus. Bordell-Szenen oder der Fisch in der Garküche – Hauptsache anschaulich.

2. In guter alter Tradition

Die künstlerischen Motive widmen sich häufig den aus Griechenland entliehenen Götter- und Heldensagen, welche die Erziehung der oberen römischen Klassen prägen.

3. Was nicht ist, wird gemalt

Säulen, Türen, Marmorplatten oder der scheinbare Ausblick auf Landschaften und Tempel – meisterlich bringen die Maler Scheinarchitekturen an die Wände und nutzen dazu jeden Quadratzentimeter. So werden Wohnräume aufgewertet und unterstreichen den gesellschaftlichen Stand ihrer Bewohner.

4. Bildaufbau nach Schema F

Die Architekturimitation als ein wesentliches Stilelement ist zwar im Detail variantenreich. Die formgebenden Elemente sind aber immer nach demselben Schema aufgebaut: eine einfach gestaltete Sockelzone, eine aufwendige Mittelzone, meist mit Gemälden oder ornamentaler Feldermalerei, und eine Oberzone mit architektonischen Elementen.

5. Der Trend zur Wand

Wie der Gelehrte Gaius Plinius Secundus in seiner »naturalis historia« 77 n. Christus vermerkte, gab es im alten Rom einen Trend von der Tafelmalerei hin zur Wandmalerei (Fresko). Bei der Tafelmalerei wurde meist mit in Wachs gebundenen Farbpigmenten (Enkaustik) oder mit Tempera auf Holz gemalt. Für die immer beliebteren Fresken trugen die Künstler in Kalksinterwasser gebundene Pigmente auf den frischen Putz auf.

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