Wolfgang Beltracchi, 2018
Die Gelehrten von Byzanz
Handschrift: Anonym, ca. 1398, Konstantinopel
Tempera auf Pergament, je 37,5 x 29 cm

»Illuminierte Manuskripte waren die teuersten und ideologisch ausgereiftesten Kunstaufträge des Mittelalters. Sie setzten umfangreiche Ressourcen voraus, intellektuelles Kapital, eine komplizierte Planung und Gestaltung und eine Abstimmung der Arbeit von Schreibern und Künstlern. Ein solcher, einzigartiger Gegenstand, der zum privaten Gebrauch bestimmt war und haptisch erfahren wurde, barg das gewaltige Potential, eine mächtige Persönlichkeit zu faszinieren und die Mitglieder ihrer Gefolgschaft zu beeindrucken.«

Professor Elena Boeck, DePaul University, Chicago

Die Wissenschaft des Mittelalters hing von antiken Autoren ab. Der lateinische Westen rezipierte vor allem Aristoteles. Als sich weitere Quellen wie die platonischen Schriften verbreiteten, löste dies einen Umbruch aus, der zur Renaissance führte. Die griechische Philosophie erreichte den Westen über das Byzantinische Reich. Anna Komnene, eine Kaisertochter des 12. Jahrhunderts, beschrieb in den „Alexias“ die Regentschaft ihres Vaters und schuf eines der bedeutendsten Geschichtsbücher.
Darin wird auch das Leben von Johannes Italos beschrieben, dem ersten Konsul der Philosophen in Konstantinopel. Seine Kenntnis der antiken, besonders neuplatonischen Philosophie, machte ihn, trotz seines aufbrausenden Charakters, zur unangreifbaren Lichtgestalt. Beltracchi fügt zu dessen Lebensbeschreibung in der „Alexias“ nun erstmals eine Illustration hinzu.

Kalligrafie von Gosbert Stark, Bildidee in zusammenarbeit mit Dr. Sergei Mariev