Wolfgang Beltracchi, 2017
Gruppenbild Blauer Reiter
Handschrift: Heinrich Campendonk, 1914, Murnau
Öl auf Leinwand, 190 x 275 cm
»Es ist die bedeutendste Künstlerclique des frühen 20. Jahrhunderts, die sich im bayerischen Murnau zur „Blauen Reiter“-Formation zusammenfindet, um die Kunstgeschichte mit wagemutigen Ideen zu bereichern. 1910 markiert Kandinsky mit seinen neuen Bildfindungen den Beginn der ungegenständlichen Kunst. Landschaftliche Themen lösen sich in ein rhythmisches Gefüge leuchtender Farbflächen auf. Linie und Farbe werden immer mehr zum alleinigen Gegenstand der Darstellung. Seine tapferen Mitstreiter Franz Marc, Gabriele Münter, August Macke, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin geben dem Gruppengeist ihr hochmotiviertes und individuelles Gepräge. Wolfgang Beltracchi vereint diese Künstlerpersönlich-keiten bei einer imaginären Zusammenkunft vor dem „Russenhaus“ in Murnau. In diesem expressiven Kaleidoskop avant-gardistischen Kunstschaffens gewinnt die kreative Dynamik der einzelnen Künstler unmittelbare Präsenz.«
Kristina Piwecki, Dozentin für Kunstgeschichte, Zürich
Vor dem Münterhaus vereint Beltracchi in Campendonks Handschrift die wichtigsten Mitglieder zu einem Gruppenporträt des Blauen Reiters. Die Künstlergruppe hatte großen Einfluss auf sein eigenes künstlerisches Schaffen: Sie förderte ihn finanziell, technisch und kreativ. Kurz vor dem Kriegsbeginn, der das Ende des Blauen Reiters bedeuten sollte, wird in diesem Gemälde noch einmal die Künstlergemeinschaft als neue Produktions- und Lebensform beschworen. Das Format des Gemäldes ist an Kandinskys „Komposition V“ angelehnt. Mit dem Verstoß gegen ihre „Vierquadratmeterklausel“ hatte dieser 1911 einen Skandal in der „Neuen Künstlervereinigung München“ provoziert – die Geburtsstunde des „Blauen Reiters“. Die Gruppe suchte neue Möglichkeiten des Ausdrucks; das Innere des Künstlers begann, auf den Gegenstand und seine Darstellung auszugreifen.