Wolfgang Beltracchi, 2018
Die Brandstiftung
Handschrift: George Grosz, 1931, Berlin
Öl auf Leinwand, 80,5 x 67,5 cm

»Der Bayerische König Max II versuchte mit einem konsequenten Modernisierungskurs, der Förderung von Technik, Wissenschaft und Kunst Bayern zukunftsfest zu machen. Die Industrialisierung Bayerns sollte unter anderem durch eine große Ausstellung 1854 in München vorangetrieben werden. Der Architekt August von Voit wurde beauftragt, das gigantische Ausstellungsgebäude zu erreichten. Angelehnt an den Londoner Chrystal Palace wurde es als Eisen-Glas-Konstruktion im Botanischen Garten errichtet. Es war eine kluge königliche Entscheidung, den Bau nach dem Ende der Ausstellung als ein neues kulturelles Zentrum der Stadt zu erhalten, das den Ruf der Bayerischen Landeshauptstadt als Kunst-Metropole befestigte. In der Nacht des 6. Juni 1931 fing der Glaspalast Feuer, das tausende bedeutender Kunstwerke zerstörte. Das gleiche Schicksal ereilte fünf Jahre später das bauliche Vorbild in London, was gegen die schon damals umstrittene These einer Brandstiftung sprach. Es war jedenfalls bekannt, dass diese Hallen-Konstrukte in hohem Maße feuergefährdet sind. Die Münchner blieben angesichts dieses gigantischen Zerstörungswerkes ratlos zurück, obwohl sie damals noch nicht wissen konnten, dass die nur zwei Jahre später errichtete NS-Diktatur diesen Akt der Kulturzerstörung mit politischen Mitteln über zwölf schreckliche Jahre mit Ausgrenzung und Einsperrung, Vertreibung und Völkermord, Terror und Krieg fortsetzen würde.«

Professor Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a. D., Ludwig-Maximilians-Universität, München

Im Juni 1931 brannte der Münchner Glaspalast nieder, darin 3.000 Gemälde und eine Sonderausstellung mit Meisterwerken der Deutschen Romantik. Die Brandursache konnte nicht ermittelt werden. Statt eines geplanten Wiederaufbaus ordnete Hitler 1933 die Errichtung des Hauses der Kunst an. George Grosz war in der Weimarer Republik als Zeichner und Zeitkritiker berühmt. In den zwanziger Jahren hatte er sich, ganz Kommunist, vehement gegen die etablierte Kunst als staatstragend und als Spekulationsobjekt gewandt. Er ist mit seinem Freund und Verleger Wieland Herzfelde als möglicher Brandstifter zu sehen. In den dreißiger Jahren begann er sich aber selbst vor der Masse zu fürchten, die er hatte befreien wollen. 1933 wanderte er in die USA aus.