Wolfgang Beltracchi, 2017
Luthers Begegnung mit der heiligen Anna
Handschrift: Lucas Cranach der Ältere, 1520, Wittenberg
Öl auf Holz, 53 x 38 cm

»Das Gemälde „Luthers Begegnung mit der heiligen Anna“ greift eine Schlüsselszene aus dem Leben Martin Luthers auf. Luthers Anrufung der heiligen Anna ist Ausdruck seiner Frömmigkeit im Jahr 1505. Im Verlauf seiner danach beginnenden theologischen Studien kommt er zu einem anderen Gottesverständnis. Luther kritisiert die Heiligenverehrung. Ich glaube, Cranach hat diese Szene nicht gemalt, weil sich Luther nicht nur gegen den Annenkult, sondern auch gegen die Überhöhung seiner Person ausgesprochen hat. In Cranach’scher Manier malt Wolfgang Beltracchi genau diese, nicht aus der Wittenberger Werkstatt überlieferte Szene.«

Dr. Marlies Schmidt, Cranach-Stiftung, Wittenberg

Als Jurastudent geriet Martin Luther in ein schweres Gewitter. In Todesangst gelobte er der heiligen Anna, Mönch zu werden. Mit Lucas Cranach verband Luther eine persönliche Freundschaft und eine enge Zusammenarbeit. Cranach porträtierte den Reformator vielfach und verlegte seine Flugschriften. Das Schlüsselereignis, das Luthers Lebensweg – und damit auch der Geschichte – eine neue Richtung gab, hielt er jedoch nicht fest. Beltracchi komponiert ein komplexes Gemälde, in dem Gnade und Gefahr, Gut und Böse in aller Ambivalenz erscheinen, wie die angerufene Heilige selbst. Die sorgfältige Ausarbeitung der Natur, die eine zentrale Errungenschaft der Deutschen Renaissance war, verrät den Einfluss der Donauschule in Cranachs Frühwerk.