Wolfgang Beltracchi, 2017 (links unten)
Portrait Ida Rubinstein
Handschrift: Kees van Dongen, 1909, Paris
Öl auf Leinwand, 46 x 37,5 cm

Wolfgang Beltracchi, 2017 (mitte)
Portrait Igor Strawinsky
Handschrift: Amedeo Modigliani, 1917, Paris
Öl auf Leinwand, 72 x 55,5 cm

Wolfgang Beltracchi, 2017 (rechts unten)
Vaslav Nijinsky im Kostüm „Spectre de la Rose“
Handschrift : Pablo Picasso, 1923
Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm 

Wolfgang Beltracchi, 2017 (rechts oben)
Les Fâcheux
Handschrift: Georges Braque, 1923, Paris
Collage aus Rost, Pappe, Tapete,
Druckgrafik auf Leinwand, auf Karton aufgezogen, übermalt mit Gouache, Aquarell und Tusche, 47 x 39,5 cm 

Wolfgang Beltracchi, 2017 (links oben)
Le Bal
Handschrift: Giorgio de Chirico, 1929, Monte Carlo
Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm

»Ein Ballett, Musik und Tanz, in einem Gemälde darstellen? Es scheint unmöglich! Und doch liegt hier genau die Stärke der bildenden Kunst: Sie nimmt nicht ein beliebiges Einzelbild aus der Abfolge vieler Bilder heraus, sondern schafft etwas, das stark verdichtet ist und das Wesen, den Augenblick und das Werden in einem einzigen Werk zusammenbringt. Der mensch-liche Geist denkt in repräsentativen Bildern. Deswegen ist die bildende Kunst, der diese Verdichtung besonders gut gelingt, bis heute so wesentlich für die Versinnbildlichung, für das Verständnis und die Verbindung zu einem Kairos. Die Avantgarde bricht mit Vergangenem und mit unseren Sehgewohnheiten, den „visuellen Habits“; der Betrachter wird darauf zurückge-worfen, Wahrnehmen neu zu denken. Es kommt zu einem deutlich elaborierteren Wahrnehmen. Dies ist das Versprechen des Kairos „Ballets Russes“: Die Verbindung unterschiedlicher avantgardistischer Kunststile, Prinzipien und Personen zu einem Gesamtkunstwerk verhindert das automatische Verarbeiten und würdigt so diesen Kairos durch erzwungene Elabora-tion und daraus entstehende Assoziationen.«

Professor Claus-Christian Carbon, Otto-Friedrich-Universität, Bamberg

Die „Ballets Russes“ begründeten in den Jahren 1909–1929 das moderne Ballett. Für das Ensemble kamen die unterschiedlichsten Künstler der Avantgarde zusammen. So komponierte Strawinsky sieben Stücke für das Ballett, darunter „Le sacre du printemps“, das von Vaslav Nijinsky choreografiert wurde und 1913 einen der berühmtesten Musikskandale auslöste. Ida Rubinstein faszinierte als sinnliche, freizügige Tänzerin. Picasso wirkte drei Mal an der Erstellung des Bühnenbildes und der Kostüme mit. Gleiches taten Braque für die Aufführung von „Les Fâcheux“ (1924), die von der Commedia dell’arte inspiriert war, und de Chirico, der seine Entwürfe für „Le Bal“ der eigenen Pittura metafisica entlehnte.